Persönlichkeitsstörungen und Aggression
12. November 2016 - Beginn: 10:00
Aggression ist Teil der menschlichen Natur. Ohne die Fähigkeit zur Aggression hätte sich der Homo Sapiens in der Evolution nicht durchsetzen können. In der Menschheitsgeschichte verursachte die Fähigkeit zur Aggression aber auch eine unübersehbare Zahl an Opfern. Auch viele zivilisatorische Bemühungen durch Gebote und Gesetze ("Du sollst nicht töten!") reich(t)en nicht aus, um Aggression und Gewalt einzudämmen. Zwar haben die gewaltsamen Konflikte und Kriege in Mitteleuropa seit Ende des 2. Weltkrieges abgenommen und offene Gewalt oder aggressive Auseinandersetzungen erlebten wir seltener und vorrangig als Konflikte zwischen Individuen oder kleinen Gruppen. Dieses Bild hat sich jedoch in den letzten Monaten auch in Europa deutlich gewandelt.
Die Regulation aggressiver Affekte stellt ein zentrales Problem bei vielen Menschen mit Persönlichkeitsstörungen dar. Dabei lassen sich vordergründig zwei Aggressionstypen beschreiben: Zum einen unterregulierte aggressive Affekte (Fremdaggression, Selbstverletzung) zum anderen Überregulation von aggressiven Affekten. Menschen, die ihre aggressiven Affekte überregulieren, haben große Schwierigkeiten diese überhaupt wahrzunehmen und/oder sie sozial angemessen zu kommunizieren. Psychotherapeutisch stellen aggressive PatientInnen die therapeutische Identität der Handelnden in Frage. Die HelferInnen drohen angesichts offener Aggression aus der Rolle der Verstehenden zu fallen. Konfrontiert mit unter Umständen starken eigenen Affekten, müssen sich BehandlerInnen mit eigenen verletzlichen Anteilen auseinandersetzen.
Diesem Spannungsfeld zwischen schwieriger Symptomatik und therapeutischer Herausforderung wollen wir uns in diesem Jahr mit sechs ausgewiesenen ExpertInnen nähern. Wir freuen uns, dass Herr Prof. Dr. Thomas Bronisch, Herr PD Dr. Gerhard Dammann, Herr Prof. Dr. Peter Fiedler, und Frau Dr. Charlotte Ramb unseren Einladungen gefolgt sind. Außerdem werden mit Herrn PD Dr. Stefan Röpke, Herrn Dipl.-Psych. Rolf Kromat und Herrn Dipl.-Psych. Horia Fabini drei der Veranstalter vortragen. Die Moderation wird Frau Prof. Dr. Babette Renneberg übernehmen. Die Veranstaltung ist wie jedes Jahr durch die Psychotherapeutenkammer zertifiziert.
Programm
10:15 Uhr - Dipl.-Psych. Rolf Kromat und Dipl.-Psych. Horia Fabini
Erscheinungsformen der Aggression bei Persönlichkeitsstörungen. Fallbeispiele aus der klinisch-psychologischen Perspektive.
11:00 Uhr - PD Dr. Stefan Röpke
Was geht in diesem Kopf vor? Neurobiologie der Aggression.
11:15 Uhr - Prof. Dr. Peter Fiedler
Kommen Aggressionen eigentlich bei allen Persönlichkeitsstörungen vor? Überlegungen zur Prävention und Behandlung aus verhaltenstherapeutischer Perspektive.
13:00 Uhr - Dr. Charlotte Ramb
Aggressive Gegenübertragung in der therapeutischen Beziehung – Fluch oder Segen?
13:45 Uhr - Prof. Dr. Thomas Bronisch
Persönlichkeitsstörungen und suizidales Verhalten
14:30 Uhr - PD Dr. Gerhard Dammann
Selbst- und Fremdaggression bei Persönlichkeitsstörungen aus psychodynamischer Perspektive.
15:00 Uhr - Die VeranstalterInnen
Podiumsdiskussion
Veranstaltungsort
Max-Kade-Auditorium der Freien Universität Berlin
Henry-Ford-Bau
Garystraße 35
14195 Berlin
Tram:
U-Bahn: U3 Thielplatz
Bus: