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Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung


1. November 2008 - Beginn: 10:00


Das Schwerpunktthema wird in diesem Jahr die "selbstunsichere Persönlichkeitsstörung" (SUP) sein. In den beiden großen psychiatrischen Klassifikationssystemen werden drei Kernprobleme als zentral für die SUP angesehenen: das negative Selbstbild, die Angst vor Kritik und Ablehnung und das aktive Vermeidungsverhalten. Bei den Betroffenen besteht ein großer Wunsch nach zwischenmenschlicher Nähe bei gleichzeitiger existenzieller Angst vor Zurückweisung und Beschämung durch andere. So entstehen "Konfliktschemata" (Grawe) mit einer großen "Bindungssehnsucht" auf der einen, und gleichzeitiger "Bindungsangst" auf der anderen Seite. Die Konfliktschemata hindern die Betroffenen daran, sich auf soziale Kontakte einzulassen, es entsteht ein aktives Vermeidungsverhalten, in dessen Folge es zu erheblichen Defiziten in den sozialen Kompetenzen kommen kann. Obwohl Theodor Millon, auf dessen Vorschlag hin die SUP 1980 erstmals in das DSM-III aufgenommen wurde, diese Störung zu der Gruppe der pathologischen Persönlichkeiten von geringer Ausprägung zählte, gilt sie doch auch für den erfahrenen Kliniker als eine sehr schwer zu behandelnde Erkrankung. Sie stellt bzgl. der therapeutischen Beziehungsgestaltung eine große Herausforderung dar, die vom Therapeuten ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Frustrationstoleranz und besonders viel Geduld verlangt. Aber vor allem für die Betroffenen selbst stellt diese chronische Störung eine sehr leidvolle seelische Behinderung dar. Ängstlich-vermeidende Personen haben - wie Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung - erhebliche Schwierigkeiten, Freude zu erleben. Anders als schizoide Patienten sind Vermeidende aber durch ihre Angst, im zwischenmenschlichen Bereich unangenehme Erfahrungen zu machen, geprägt. Gerade diese sozialen Ängste sind es, die in der Praxis oft Schwierigkeiten bereiten, die SUP differenzialdiagnostisch von der (generalisierten) Sozialen Phobie abzugrenzen. In vielen Fällen liegen erhebliche Symptomüberschneidungen vor. Aus klinischer Sicht ist es oft das Ausmaß der als existenziell bedrohlich erlebten Angst vor Beschämung und sozialer Zurückweisung, die praktisch alle Lebensbereiche erfasst, das die selbstunsicheren Patienten von den sozialphobischen am deutlichsten unterscheidet.


Programm

Dipl. Psych. Rolf Kromat (IVB, Berlin)

"Man muss sich ja so um die kümmern!" Diagnostik und Psychologische Therapie der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung

Dr. med Maria Jockers-Scherübl (Oberhavelkliniken, Henningsdorf)

Psychopharmakologische Behandlung der ängstlich-selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung

Prof. Dr. Klaus Heinerth (München)

"Angst als erste Rettung"

Prof. Dipl-Psych Dr. med Sven Olaf Hoffmann (Hamburg)

"Die Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung - nahe Verwandte der Sozialen Phobie oder vergessene Ahnfrau?" Historische und psychodynamische Anmerkungen

Prof. Dr. Babette Renneberg (Freie Universität Berlin, Berlin)

Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung: Die verhaltenstherapeutische Behandlung von extremer Selbstunsicherheit


Veranstaltungsort

Charité - Universitätsmedizin Berlin CCM Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1
10117 Berlin

Tram: 12, M1
U-Bahn: U6
Bus: 147, 240