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Die Schizoide Persönlichkeitsstörung


5. November 2011 - Beginn: 10:00


Das Schwerpunktthema in diesem Jahr ist die "Schizoide Persönlichkeitsstörung" oder der "ungesellige Persönlichkeitsstil" (Oldham&Morris, 1994). Zwei Merkmale an dieser Störung sind besonders hervorzuheben. Einerseits ein Mangel an vertrauensvollen zwischenmenschlichen Beziehungen und andererseits eine vermeintliche Gleichgültigkeit gegenüber diesem Mangel. Es scheint so, als ob Personen mit dieser Störung soziale Kontakte als überflüssig und Beziehungen als nicht wünschenswert empfinden und sich auf eigenen Wunsch in eine fast autistisch anmutende Eigenwelt zurückziehen. Aufgrund dieses geringen Interesses an sozialen Kontakten bleiben jedoch Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen oft aus – es entsteht ein Teufelskreis. Betroffene entwickeln so ein mangelhaftes Gespür für geltende soziale Normen und Konventionen, besitzen eine geringe Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit und verhalten sich reserviert, kühl und manchmal ruppig. Dahinter steckt jedoch oft eine starke Unsicherheit, die verbunden mit weiterer sozialer Isolation, zu einem starken Leidensdruck führen kann. Die Schizoide Persönlichkeitsstörung zählt zu den eher selten diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen, sodass diese Diagnose in der Praxis kaum gestellt wird. Relativ zu anderen Persönlichkeitsstörungen sind die Prävalenzraten sehr niedrig (0,4–0,9%). Jedoch kann insgesamt vermutet werden, dass die wahre Prävalenz höher liegt. Es ist wahrscheinlich, dass gerade schizoide Menschen quasi in den Ritzen und Winkeln unserer modernen Gesellschaft verschwinden. Sehr viel häufiger sehen Psychotherapeuten in ihren Praxen den sogenannten "ungeselligen Persönlichkeitsstil" in Verbindung mit Depressionen, psychosomatischen Beschwerden oder Angststörungen. Die Patienten stellen sich in der Regel wegen der Beschwerden der Achse-1-Störung vor, nicht wegen der Persönlichkeitsakzentuierung. Der Psychotherapeut muss aber, auch wenn das Behandlungsziel ausschließlich in einer Symptombehandlung besteht, den Persönlichkeitsstil des Patienten beachten. Ansonsten läuft er Gefahr, den unbewussten "Beziehungstest" des Patienten und die zu Grunde liegenden Beziehungsmotive zu übersehen und damit ein positives Behandlungsergebnis zu gefährden. Was hinter der kühlen, ruppigen, anhedonisch und anästhetisch wirkenden Fassade der Menschen mit schizoider Persönlichkeit steckt, wie differentialdiagnostisch die "Schizoide Persönlichkeitsstörung" von anderen Persönlichkeitsstörungen, von der Schizotypen Störung und insbesondere vom "Asperger Autismus" abzugrenzen ist, welche Strategien sich aus verhaltenstherapeutischer und psychodynamischer Sicht bewährt haben, wird in den Vorträgen erfahrener Kliniker aus verschiedenen Fachrichtungen dargestellt.


Programm

Dr. Isabel Dziobek

Zum Verwechseln ähnlich - Die Abgrenzung von Autismus-Spektrum Störungen zur Schizoiden Persönlichkeitsstörung

Prof. Dr. med. Ulrich Schultz-Venrath

Mentalisierungsmodell und schizoide Persönlichkeitsstörung - Neuere Entwicklungen zu Theorie und Behandlungstechnik

Dr. med. Stefan Röpke

Die Schizoiden Persönlichkeitsstörung - Ein Ausblick auf DSM V und ICD 11

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Dipl.-Psych. Rolf A. Kromat

Verhaltenstherapie bei Schizoider Persönlichkeitsstörung - oder "Darf man seinen Geburtstag auch alleine feiern?

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Prof. Dr. Karin Schumacher

Musiktherapie bei Autismus aus der Sicht der präverbalen Selbstentwicklung - Hypothesen zum Vergleich mit der Schizoiden Persönlichkeitsstörung

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Veranstaltungsort

Charité - Universitätsmedizin Berlin CCM Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1
10117 Berlin

Tram: 12, M1
U-Bahn: U6
Bus: 147, 240